Die wenigsten von uns wollen es wahrhaben, aber fast alle wird es irgendwann betreffen: Früher oder später werden wir nicht mehr so können wie wir wollen und wie wir es gewohnt waren. Entweder weil das Alter es nicht mehr zulässt oder weil wir vielleicht in jüngeren Jahren bereits die eine oder andere Erkrankung um die Ohren gehauen bekommen.
Dann möchte man toben, verzweifeln, den Kopf in den Sand stecken. Denn vieles bleibt nun ungetan: Speziell im Garten sieht man es im Zweifel schnell, denn Gras wächst auch unter Androhung allerhand Strafen unbeirrt weiter, die Stauden kippen womöglich und die Rosen verblühen ungesehen zwischen all dem anderen wuchernden Gestrüpp.
Was bewirkt diese sichtbare Vernachlässigung unseres Gartens? Wir fühlen uns noch schlechter, sind vielleicht sogar spottenden oder bösartigen Kommentaren aus der näheren und weiteren Umgebung ausgesetzt – und machen uns vor allen Dingen selbst am meisten Druck.
Was also tun, um sich das Gärtnern zu erleichtern und seinen Garten weiterhin in all seiner Pracht erhalten und genießen zu können? Dazu habe ich ein paar Tipps zusammengestellt, die eine kleine Hilfestellung sein sollten. Im zweiten Teil geht es um Möglichkeiten, bereits jetzt darauf hinzuarbeiten, den Garten auch mit Einschränkungen weiterhin pflegbar zu halten.
Meine Tipps für Erleichterung beim Gärtnern
Meine drei Vorschläge für Erleichterung beim Gärtnern:
1. Ganz wichtig: pragmatisch und gelassen bleiben
Alles geht nicht so schnell wie früher?
Die Hände, der Rücken, die Knie streiken?
Doof, ärgerlich, beängstigend, deprimierend? Klar.
Ändern diese negativen Gefühle was an der Situation? Nö!
Also einmal tief durchatmen, Denkerpose einnehmen und Pläne schmieden, um sich das Gärtnern zu erleichtern und die Freude nicht zu verlieren.
Hier kommen meine Tipps für mehr langanhaltende Freude am eigenen Garten:
- Nicht zu viel auf einmal vornehmen
Der ganze Garten oder grössere Beete lassen sich in kleine Teilbereiche aufteilen, die Stück für Stück angegangen werden. Bestimmte Bereiche wie Schattenbeete oder Hecken brauchen ohnehin wenig Aufmerksamkeit, also nur auf das Wesentliche konzentrieren.
- Langsam, achtsam, keine Hektik!
Pausen machen! Gärtnern sollte eigentlich nie in Hektik ausarten, aber ganz speziell mit Einschränkungen sollte man sich auf die therapeutische Wirkung seines Gartens einlassen und nicht durch die Beete hetzen. Immer wieder innehalten, vielleicht einen Schluck trinken, ausruhen.
- Vorne Hui…
Wenn es dir sehr wichtig ist, dass der Garten einen guten Eindruck macht, kümmere dich vorrangig um von außen einsehbare Bereiche. Aber auch hier: nie zu viel auf einmal vornehmen! Was hinter den Hecken vor sich geht, muss erstmal ja keiner sehen 😉
- Arbeiten über den Tag verteilen
Wiederkehrende Arbeiten (Gießen, Rosen ausputzen, Unkraut zupfen…) sinnvoll in den Tagesablauf – deinen und den des Gartens – integrieren. Zum Beispiel macht du morgens eine Gießrunde, nach der Mittagsruhe putzt du Stauden oder Rosen aus und in den Abendstunden nimmst du dir in einem kleinen Bereich das Unkraut vor.
- Hilfsmittel nutzen
Bücken, tragen, knien, fummeln – es gib viele Bereiche, die uns schwer fallen können. Für einige gibt es aber sinnvolle Hilfsmittel, die uns das Leben erheblich erleichtern:
+ Sackkarre oder Wägelchen zum Transport von Blumenerde, Pflanzgefäßen oder Werkzeug
+ Werkzeugboxen oder -gürtel sorgen dafür, dass alles immer griffbereit ist und kann einfach von Station zu Station mitgenommen werden
+ Werkzeuge mit langen Stielen wie Schuffel oder Hacken mnimieren das Bücken um ein Vielfaches
+ Höckerchen, Schemel etc. nutzen. Der Rücken und die Knie werden es danken
- Nicht vergessen, den Garten auch einfach mal nur zu genießen!
2. Hilfe suchen für die Unterhaltspflege oder punktuelle / saisonale Arbeiten
Wenn es uns schwerfällt, alle regelmäßigen Arbeiten (Rasenmähen, Unkraut jäten, Hecken- und Strauchrückschnitt etc.) weiterzuführen, können Profis helfen. Viele Garten- und Landschaftsbaufirmen haben kompetente Pflegetrupps, die nach Absprache regelmäßig kommen und den Garten in Schuss halten. Für punktuelle Arbeiten wie Baumschnitt oder Pflanzungen finden sich ebenfalls Profis.
Kostengünstiger ist es, Hausmeisterdienste oder auch Seniorenassistenzen zu beauftragen. Die Pflegearbeiten lassen sich übrigens unter bestimmten Voraussetzungen auch von der Steuer absetzen bzw. mit der Pflegekasse abrechnen! Unbedingt beim entsprechenden Anbieter nachfragen und beraten lassen.
Am günstigsten fährt man mit Schülern, Studenten oder Rentnern, die für einen deutlich niedrigeren Stundenlohn gerne aushelfen. Hier fehlt zwar häufig die Fachkompetenz, gerne lassen sich engagierte Menschen aber anleiten und geben sich Mühe, den Auftrag nach voller Zufriedenheit auszuführen. Evtl bietet es sich auch an, Seite an Seite zu gärtnern – so hat man dabei noch nette Gesellschaft.
Ein privates Hilfsnetzwerk aufbauen: Häufig sind um uns herum Menschen, die bei anderen Themen Unterstützung brauchen, zum Beispiel Fahrdienste, beim Kochen oder bei Behördengängen. Von einem gegenseitigen Austausch von Gefälligkeiten können viele profitieren und jeder bringt ein, was er geben kann.
3. Lieferdienste nutzen
Wie verlockend ist die Auswahl an Pflanzen und Zubehör in den Gartencentern. Alles blüht und duftet und ist wunderschön arrangiert.
Aber wie bekomme ich all die benötigten Pflanzgefäße, Säcke Blumenerde, Blähton, Dünger und nicht zuletzt die Pflanzen auf den Einkaufswagen gewuchtet geschweige denn nach Hause?
Für die eigene Blütenpracht zuhause darf man es ruhig auch pragmatisch angehen. Manche Gartencenter und Gärtnereien bieten einen Lieferservice an (oder laden zumindest die Ware ins Auto) – manchmal bekommt man sogar Gefäße nach den eigenen Wünschen bepflanzt.
Noch einfacher und bequemer lässt sich von zuhause aus Blumenerde und Co per Katalog oder online bestellen. Auch hierbei können übrigens junge Menschen für einen kleinen Obolus unterstützen!
Welche Möglichkeiten habe ich, meinen Garten bereits jetzt so zu gestalten, dass er auch im Alter gut zu pflegen bleibt und mir auf lange Sicht Freude macht?
Meine vier besten Tipps für einen pflegeleichten Garten
Tipp Nr. 1 Standortgerecht und klimafest pflanzen
Der wesentlichste, einfachste und doch am seltensten umgesetzte Tip ist: Jede Pflanze hat einen optimalen Standort, an dem sie sich optimal entwickelt und gesund bleibt. Hierbei kommt es auf Licht- und Wasserbedarf an, aber auch auf Zusammensetzung des Bodens, Störungen durch Wind oder Bodenbearbeitung etc. an.
Pflanzt du beispielsweise einen Phlox oder eine Funkie in die pralle Sonne, wirst du ziemlich sicher mehrmals täglich giessen müssen und selbst dann werden die Pflanzen sich sehr schwer tun und eingehen. Pflanzt du dagegen eine Echinacea oder einen Steppensalbei in den feuchten Schatten, werden die beiden nicht oder kaum blühen, ggf. faulen und ebenfalls früher oder später eingehen. Mehr zu Lebensbereichen und Standortansprüchen liest du hier
Tipp Nr. 2 Üppig pflanzen
Ja, mehr Pflanzen sind erstmal ein grösserer finanzieller und zeitlicher Aufwand, ABER: der Bewuchs schließt sich schneller und bewirkt dadurch unter anderem eine Unterdrückung des Unkrautes. Gleichzeitig wird der Boden vor dem Austrocknen und Erosion durch Starkregen und Wind geschützt. Speziell winter- oder immergrüne Bodendecker helfen dabei immens. Man spricht hier von lebendem Mulch denn:
Tipp Nr. 3: Mulchen, Mulchen, Mulchen!
Mulch hält die Feuchtigkeit im Boden, schützt das Bodenleben und verringert Erosion (Abtragen des Bodens) durch Regen und Wind. Es unterdrückt ein Nachwachsen von Unkraut und macht es den Pflanzen einfach leichter, gut einzuwachsen und gesund zu bleiben.
Es gibt verschiedene Arten von Mulch:
Der bekannteste ist wohl der Rindenmulch. Er hat durchaus seine Berechtigung, zum Beispiel unter Gehölzen oder auch als Wegbelag. Zwischen Staudenpflanzungen oder Rosen eher mit Vorsicht zu genießen, da die enthaltene und unkrauthemmende Gerbsäure den Pflanten schaden kann. Rindenmulch verbraucht beim Verrotten viel Stickstoff, der den Pflanzen dann fehlt, daher empfiehlt sich eine Stickstoffgabe vor dem Ausbringen von Rindenmulch (z.B. Hornspäne, die zersetzen sich langsam und „versorgen“ dadurch den Boden langfristig mit purem Stickstoff).
Für Stauden und Rosen besser geeignet ist Rindenhumus, das ist bereits angerotteter Rindenmulch, der diesen Zersetzungsprozess bereits hinter sich hat. Oft bezeichnet auch als Rosenmulch. Das lockere leichte Material verbessert die Bodenstruktur und unterstützt die Humusbildung.
Die ökologischte Variante ist die Verwendung eigenes Stauden- und Strauchschnittes bzw. Grasschnittes, frei nach dem Motto: was aus dem Garten kommt, bleibt im Garten.
Tipp Nr. 4: Wo es möglich ist, erhöhte Beete anlegen und entsprechende Pflanzgefäße wählen
Steht ein Umbau im Garten an, kann es sich lohnen über erhöhte Beete oder sogar Hochbeete nachzudenken (auch bereits in jüngeren Jahren!). Rückenschonendes Arbeiten erleichert einem das Leben ungemein – und auch zum Genießen ist man mit Augen und Nase deutlich näher an der Blütenpracht.
Ebenso lassen sich viele kleine Töpfe auf Terrasse und Balkon durch höhere Kübel ersetzen – oder man deponiert sie auf einer entsprechend erhöhten Konstruktion wie einer Treppe oder einem Podest 😉 Vielleicht gibt es im Bekanntenkreis einen talentierten und motivierten Handwerker, der solche Arbeiten gerne übernimmt. So verringert sich das gebückte Arbeiten um ein weiteres bedeutendes Stück.
Fazit: Das Gärtnern ist gut für Seele und Geist – bis ins hohe Alter
Da uns das Gärtnern seelisch und körperlich durchaus gesund hält, ist es sehr erstrebenswert, dies auch möglichst lange selbst praktizieren zu können. Egal, ob man altersbedingt oder aufgrund von gesundheitlichen Dingen eingeschränkt ist.
Ich hoffe, meine Tipps geben ein paar gute Hilfestellungen für deine Gartenroutine. Über Kommentare, Anregungen und Kritik freue ich mich immer sehr!
Hab´einen entspannten Abend – hoffentlich in deinem Garten 😉
Christina